Die unterschätzte Wichtigkeit von Kompressionsstrümpfen: Warum sie unverzichtbar sind
Kompressionsstrümpfe sind ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Venenproblemen, Lymphödemen und Lipödemen. Sie helfen dabei, die Blutzirkulation zu verbessern, Schwellungen zu reduzieren und Beschwerden zu lindern. Dennoch wird ihre Bedeutung oft unterschätzt, und viele Betroffene tragen die Strümpfe nicht regelmässig – mit schwerwiegenden Folgen für ihre Gesundheit. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Unterschiede es zwischen Rund- und Flachstrick-Kompressionsstrümpfen gibt, warum das Tragen von Kompressionsstrümpfen so wichtig ist und wie sie zu mehr Wohlbefinden beitragen können.
Rundstrick- und Flachstrick-Kompressionsstrümpfe: Wo liegen die Unterschiede?
Kompressionsstrümpfe sind in zwei verschiedenen Varianten erhältlich: Rundstrick- und Flachstrickstrümpfe. Beide haben ihre spezifischen Einsatzgebiete und sind für unterschiedliche Indikationen geeignet.
– Rundstrickstrümpfe: Rundstrick-Kompressionsstrümpfe sind meist konfektionierte Strümpfe, die nahtlos gestrickt werden. Sie sind elastisch und passen sich gut an das Bein an. Rundstrickstrümpfe werden vor allem bei Venenproblemen eingesetzt, wie zum Beispiel bei Krampfadern oder chronischer Venenschwäche. Sie bieten eine gleichmässige Kompression und helfen dabei, den Rückfluss des Blutes zum Herzen zu verbessern.
– Flachstrickstrümpfe: Flachstrick-Kompressionsstrümpfe hingegen werden nach Mass angefertigt und sind weniger elastisch als Rundstrickstrümpfe. Sie haben eine Naht und sind für die Behandlung von Lymphödemen und Lipödemen geeignet, da sie eine gezielte Kompression bieten, die auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist. Durch ihre spezielle Struktur verhindern sie, dass sich Flüssigkeit im Gewebe ansammelt, und tragen dazu bei, Schwellungen zu reduzieren.
Die Folgen, wenn Kompressionsstrümpfe nicht getragen werden
Das regelmässige Tragen von Kompressionsstrümpfen ist entscheidend für den Erfolg der Behandlung. Werden die Strümpfe nicht getragen, kann dies schwerwiegende Folgen haben:
– Schwellungen: Ohne Kompressionsstrümpfe kann sich Flüssigkeit im Gewebe ansammeln, was zu Schwellungen in den Beinen führt. Diese Schwellungen können nicht nur unangenehm und schmerzhaft sein, sondern auch die Beweglichkeit einschränken.
– Offene Beine: Bei Venenproblemen, die nicht behandelt werden, besteht die Gefahr, dass sich sogenannte Ulcera cruris entwickeln, auch als „offene Beine“ bekannt. Diese schlecht heilenden Wunden sind oft sehr schmerzhaft und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
– Zunahme der Beschwerde*: Lymphödeme und Lipödeme können ohne die richtige Behandlung weiter fortschreiten, was zu einer deutlichen Zunahme der Beschwerden führen kann. Das betroffene Gewebe verhärtet sich mit der Zeit, und die Schwellungen nehmen zu, was den Alltag der Betroffenen stark beeinträchtigt.
Mehr Wohlbefinden durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen
Auch wenn das Anziehen von Kompressionsstrümpfen zu Beginn vielleicht ungewohnt erscheint, berichten viele Betroffene von einem deutlich verbesserten Wohlbefinden, sobald sie die Strümpfe regelmässig tragen. Kompressionsstrümpfe unterstützen den Rückfluss des Blutes zum Herzen, was zu einer besseren Durchblutung führt und das Schweregefühl in den Beinen reduziert. Besonders nach langem Stehen oder Sitzen helfen die Strümpfe dabei, Schwellungen zu vermeiden und die Beine leichter zu fühlen.
Durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen wird ausserdem das Risiko von Komplikationen wie offenen Beinen oder einer Verschlechterung der Lymph- oder Lipödem-Symptome reduziert. Viele Betroffene berichten, dass sie sich insgesamt wohler fühlen, aktiver sein können und ihren Alltag wieder besser bewältigen.
Ein grosses Problem bei der Kompressionstherapie ist der noch immer schlechte Ruf, der Kompressionsstrümpfen anhaftet.
«Grosis Gummistrümpfe» werden sie vielfach genannt.
Vor allem Frauen und junge Menschen sträuben sich gegen Kompressionsstrümpfe, weil sie vermeintlich total unmodisch und unschön aussehen. Männer halten sie oft für unmännlich und peinlich. Ein Argument, das heute nicht mehr zieht. Denn moderne Kompressionsstrümpfe gibt es in vielen modischen Farben. Und notfalls kann man über eine hautfarbene Kompressionsstrumpfhose eine glänzende oder farbige Feinstrumpfhose tragen.
Für Männer gibt es ebenfalls spezielle Kompressionsstrümpfe, die von normalen Business-Socken längst nicht mehr zu unterscheiden sind. Man sieht es den modernen Kompressionsstrümpfen nicht an, dass sie therapeutisch wirken. Ausserdem sind die Gewebe und Gestricke heutzutage hautfreundlich und angenehm zu tragen.
Lassen Sie sich beraten
Kompressionsstrümpfe sind ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Venenproblemen, Lymphödemen und Lipödemen. Lassen Sie sich von uns beraten, welcher Strumpf für Ihre individuellen Bedürfnisse am besten geeignet ist – ob Rundstrickstrümpfe bei Venenproblemen oder Flachstrickstrümpfe nach Mass bei Lymph- oder Lipödemen. Gemeinsam finden wir die passende Lösung, damit Sie sich wieder wohler in Ihrer Haut fühlen und Ihre Lebensqualität verbessern können.
Die Kompression in der Behandlung von Lip- und Lymphödemen
Die Anwendung von Druck auf krankes Gewebe oder defekte Gefässe kann ausgesprochen positive Wirkungen zeigen. Das wussten schon die Menschen in der Steinzeit und der Antike. Und auch wir, wenn wir uns stossen, pressen instinktiv eine Hand auf die schmerzende Stelle, um den Schmerz zu lindern und eine Schwellung zu verhindern. In der Medizin wird die Anwendung von Druck auf Gewebe und Gefässe als Kompressionstherapie bezeichnet. Sie erfüllt gleichzeitig eine Vielzahl von Funktionen:
Je stärker ein Lymphödem ausgeprägt ist, desto schlechter wird das Gewebe mit lebenswichtigen Stoffen versorgt und es kommt zum Absterben von Zellen. Und da abgestorbene Zellen für Bakterien und andere Mikroorganismen ein „gefundenes Fressen“ sind, laufen im ödematisierten Gewebe viele Entzündungsprozesse ab, die wiederum schädlichen Einfluss auf das umgebende Gewebe haben. Aufgrund dieser Vorgänge ist die körpereigene Abwehrkraft im Bereich des Lymphödems geschwächt. Als Folge davon Können Infektionen wie Wundrose (Erysipel) und andere Entzündungen des Hausgewebes und der darin befindlichen Gefässe auftreten.
Beim Lipödem dient das tägliche Tragen von Kompressionsstrümpfen langfristig dazu, eine Verschlechterung des Krankheitsbildes zu verhindern. Kurzfristig können dadurch Wassereinlagerungen vermieden oder reduziert werden, die insbesondere bei höheren Temperaturen und nach langem Stehen oder Sitzen zu einem oft massiven Schweregefühl der Beine führen, das meist von starken Schmerzen begleitet wird.
Die Wichtigkeit von Kompressionsstrümpfen
Kompressionsstrümpfe sind nicht einfach Kleidungsstücke wie etwa normale Strümpfe oder T-Shirts. Um eine Patientin mit dem für sie richtigen Kompressionsstrumpf zu versorgen, müssen zahlreiche Faktoren harmonisch ineinandergreifen und oftmals müssen widersprüchliche Forderungen in Einklang gebracht werden. Das kommt etwa der Quadratur des Kreises gleich. Denn wer einen Kompressionsstrumpf braucht, benötigt den Richtigen. Bekommt sie etwas anderes, bleibt der Strumpf entweder in der Schublade liegen, oder er macht ständig nur Probleme. Oder er verschlimmert die Schwellung und verursacht
sogar noch zusätzliche Erkrankungen. Die Lebensqualität von Menschen mit chronischen Lymphödemen bzw. Lipödemen hängt entscheidend von den Kompressionsstrümpfen ab. Keinem anderen Element in der Behandlung dieser Krankheiten kommt auch nur eine annähernde Bedeutung wie dem Kompressionsstrumpf zu. Das leuchtet sofort ein, wenn man bedenkt, dass der Strumpf beim täglichen Tragen vom Morgen bis zum Abend im Laufe eines Jahres weit mehr als 4.000 Stunden lang seine Wirkung entfalten kann. Und nicht nur das: Ohne anschliessende Kompression ist die Wirkung der manuellen Lymphdrainage-Behandlung innerhalb kürzester Zeit verschwunden.
Techniken zur Herstellung von Kompressionsstrümpfen
Was die Machart von medizinischen Kompressionsstrümpfen betrifft, gibt es die Flachstricktechnik und die Rundstricktechnik. Venöse Erkrankungen werden mit rundgestrickten (nahtlosen) Kompressionsstrümpfen behandelt, chronische Lymphödeme bzw. das Lipödem hingegen mit flachgestrickten Bestrumpfungen nach Mass. Die Flachstricktechnik funktioniert wie das Stricken von Hand. hier können in jeder Reihe Maschen zugenommen bzw. abgenommen werden. Das fertige flachgestrickte Textilstück wird dann zylinderförmig gerollt und „hinten“ über die ganze Länge mit einer flachen Naht zusammengenäht. Die Flachstricktechnik ermöglicht, selbst in sehr schwierigen Fällen, eine genaue Anpassung an die Masse des zu versorgenden Körperteils. Flachgestrickte Kompressions-Versorgungen haben einen geringen Ruhedruck (bei ruhender Muskulatur) und einen hohen Arbeitsdruck (bei Anspannung der Muskeln). Der Wechsel von Ruhedruck und Arbeitsdruck (etwa beim Gehen, Laufen, Fahrradfahren, Gymnastik etc.) aktiviert die Muskel- und Gelenkpumpe und verbessert den venösen und den lymphatischen Abfluss. Diese Strümpfe sind weniger elastisch aber einfacher anzuziehen. Dank des geringen Ruhedrucks der flachgestrickten Bestrumpfung wird die arterielle Durchblutung des Hautgewebes nicht beeinträchtigt.
Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe können in allen Kompressionsklassen hergestellt werden. Dank ihrer relativ hohen Steifigkeit (Wandstärke) ziehen sich Flachstrickstrümpfe nicht in bestehende Falten hinein (was zur Abschnürung des Lymph- und Blutflusses führen würde) und können selbst abrupte Umfangsdifferenzen überbrücken. Dank dieser beiden Eigenschaften sind flachgestrickte Kompressions-Versorgungen nach Mass für die Behandlung von chronischen Lymphödeme sowie des Lipödems die richtige Wahl.
Bei der Rundstricktechnik wird der Strumpf auf einer Zylinder- Strickmaschine hergestellt, die man sich wie eine grosse Strickliesel mit hunderten von Häkchen vorstellen kann. Der rundgestrickte Strumpf hat über seine ganze Länge die gleiche Zahl von Maschen pro Reihe, lediglich die Grösse der Maschen variiert. Dadurch sind hier die Möglichkeiten der Formgebung begrenzt: der grösste Umfang der zu versorgenden Gliedmasse kann nur das Dreifache des kleinsten Umfangs betragen. Auch der rundgestrickte Strumpf kann in allen Kompressionsklassen hergestellt werden und wird meist konfektioniert in verschiedenen Grössen und Längen angeboten. Die grosse Elastizität der Rundstrickstrümpfe erzeugt einen relativ hohen Ruhedruck. Spannen sich die Muskeln des Beines an, gibt er nach und baut praktisch keinen Arbeitsdruck auf. Der relativ hohe Ruhedruck presst die krankhaft erweiterten Venen zusammen. Dadurch können die Venenklappen wieder dicht schliessen.
Rundstrickstrümpfe gelten im Vergleich zu Flachstrickstrümpfen als optisch attraktiver. Deshalb möchten insbesondere jüngere Lymph- und Lipödempatientinnen lieber mit feinem Rundstrick statt mit grobem Flachstrick versorgt werden. Das ist jedoch ein Trugschluss, der zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes beitragen kann. Denn auf Grund ihrer hohen Elastizität und der Dünnwandigkeit neigen rundgestrickte Strümpfe dazu, sich – wie oben schon erwähnt – in Hautfalten oder in die Kniekehle (etwa beim Sitzen) hineinzuziehen, wo sie Blut- und Lymphfluss schmerzhaft abschnüren können.
Alle medizinischen Kompressionsstrümpfe – egal ob rund- oder flachgestrickt – müssen einen kontrollierten Druckverlauf aufweisen: Der Druck muss am Fuss bzw. der Hand (distal) am stärksten sein und zum Körper hin (proximal) kontinuierlich abnehmen. Dieser Druckverlauf unterstützt den Rückfluss des Blutes in den Venen sowie den Abfluss der Lymphflüssigkeit.
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