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Fersensporn oder nicht?

02/10/20 05:48:PM

Die Mineralisation des Übergangs vom Fersenknochen zur Plantarfaszie erkennt man im Röntgenbild an einem so genannten Fersensporn. Sie nimmt zwischen dem 40. und 60. Altersjahr zu, kann aber auch schon jüngere Menschen betreffen. Einen Fersensporn weisen rund 15 % der erwachsenen Bevölkerung auf, wobei nur etwa 50 % von ihnen an Fersenschmerzen leiden. Wenn ein Fersensporn vorhanden ist, dann ist die schmerzverursachende Problematik meist eine entzündete Plantarfaszie. Ausnahmen bilden ausladende Fersensporne in Kombination mit verhältnismässig geringer Fersenfettpolsterung, die wie Fremdkörper ins umliegende Gewebe drücken. Ein Fersensporn kann meist durch einen gezielten Fingerdruck unterhalb der Ferse ertastet und lokalisiert werden. An dieser Stelle ist dann auch die Schmerzsymptomatik am ausgeprägtesten. Mit einem Röntgenbild kann der Fersensporn sichtbar gemacht werden. Das Röntgenbild und die Diagnose Fersensporn sind aber bei der Behandlung und Therapie in der Regel nicht ausschlaggebend, da die Ursachen und die Entlastung des Schmerzpunktes im Vordergrund stehen. Ein Fersensporn baut sich kaum und nur selten spontan ab, der Patient kann aber nach erfolgter Schmerzfreiheit gut damit leben. Da der Fersensporn aber das Risiko erneuter Schmerzen erhöht, empfehle ich das vorbeugende Tragen angepasster Schuheinlagen auch zukünftig. Entzündung der Plantarfaszie (Fasciitis plantaris) Die Plantarfaszienentzündung im Bereich der Ferse ist die häufigste Diagnose bei unteren Fersenschmerzen. Sie ist ein degeneratives Syndrom der Plantarfaszie, welches durch wiederholte, feine Einrisse (Mikrotraumen) im Ursprungsbereich der Sehnenplatte verursacht wird. Fortgesetzte, mechanische Überbeanspruchung führt zu diesem chronischen Reizzustand, der von Umbauvorgängen im Bindegewebe, Schwellungen sowie Verkalkungen begleitet wird. Der Körper reagiert auf jenen Reiz mit einer entzündlichen Reaktion und der so genannten Fibroblastenproliferation, mit der das Gewebe repariert werden soll. Kann diese Spirale von Mikroverletzungen und entzündlicher Antwort nicht durchbrochen werden, kommt es mit der Zeit zu degenerativen Veränderungen der Sehne und zu einer chronischen Entzündung. Auch ein grösseres Ereignis, wie zum Beispiel ein hartes Auftreten, wenn man die letzte Treppenstufe übersehen hat, kann den Entzündungsprozess in Gang setzen und durch die tägliche Belastung einen langen Heilungs- und Leidensprozess verursachen. Bei einer akuten, schmerzhaften Entzündung ist meist auch der Schleimbeutel am Sehnenansatz mitbetroffen und es entsteht eine druckempfindliche Schwellung unterhalb der Ferse, die während Ruhephasen wächst und einen Anlaufschmerz verursacht. Entstehen die Mikrotraumen weiter vorne zur Längswölbung hin, wo kaum Körpergewicht darauf lastet, entsteht ein Spannungsschmerz. Dieser entsteht, wenn das Längsgewölbe unter Belastung kommt und die Spannung der Sehne steigt. Auch hier sind es die Anlaufschmerzen, welche am meisten auffallen. Wird die Sehne nach längerer Ruhe wieder abrupt in Anspruch genommen, können jeweils erneute Mikroverletzungen entstehen und der Heilungsprozess wird dadurch hinausgezögert. Diese Erkrankung erkennt man an einer punktuellen Druckempfindlichkeit, mittig oder leicht nach innen versetzt unter der Ferse. Obwohl Schmerzen nach längerem Krankheitsverlauf diffus an der gesamten Fersenfläche oder sogar nur an deren Rand empfunden werden, kann die Ursprungsstelle mit Fingerdruck klar lokalisiert werden. Wenn ich also einen Patienten habe, der über Fussrandschmerzen oder Schmerzen der ganzen Ferse klagt, suche ich immer per Daumendruck vom Sehnenansatz am Kalkaneus her nach vorne die Fusssohle ab, um anhand von Schmerzspitzen den Abschnitt der Plantarfaszienentzündung zu lokalisieren. Als logischer erster Schritt zur Heilung steht sicherlich immer das Schonen und Entlasten. Als Heilung bezeichnet man den biologischen Prozess der Rückbildung einer Erkrankung beziehungsweise einer krankhaften Gewebsveränderung in Richtung des gesunden Ausgangszustands. Der Heilungsvorgang basiert immer und ausschliesslich auf körpereigenen Reparaturmechanismen, die durch therapeutische Massnahmen ermöglicht, unterstützt oder auch nur beschleunigt werden können. Die meisten der nachfolgend vorgestellten Massnahmen wirken, aufgrund der ähnlichen Wirk- und Ursachenmechanismen, sowohl gegen die unteren wie auch die oberen Fersenschmerzen. Jedoch bringt eine Behandlungsmethode isoliert oft nur schleppend oder überhaupt keinen Erfolg. Durch das gleichzeitige Kombinieren verschiedener Behandlungsansätze kann die Heilung entscheidend unterstützt werden. Der wichtigste Grundsatz, dessen Sie sich bewusst werden müssen, ist der, dass eine Heilung und damit das Abklingen der Schmerzen ausschliesslich von Ihrem Körper alleine vollbracht werden kann. Alle Therapieformen zielen deshalb darauf ab, die äusseren Voraussetzungen für eine Heilung zu verbessern, beziehungsweise die Ursachen der Erkrankung zu eliminieren oder zu mindern. Alles was Sie folglich bewirken können um dies zu erreichen, sollten Sie deshalb auch tun. Dazu gehört das vorübergehende Vermeiden von Sämtlichem, was die Schmerzen verstärkt, wie zum Beispiel unbequeme Schuhe, intensiver Sport, barfuss gehen, hart mit der Ferse auftreten, ungesunde Ernährung, langes Stehen und so weiter. Bei Fersenschmerzen, die nicht nach kurzer Zeit wieder abklingen oder häufig wiederkehren, ist ein Abklären der Ursachen mittels einer Fuss- und Ganganalyse durch einen erfahrenen Orthopädietechniker oder einen Arzt unumgänglich. Quelle: Buch "Fersenschmerzen" ISBN 978-3734753992