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02/23/21 10:34:AM

Eine besondere Art der Metatarsalgie ist die "Morton Neuralgie" oder auch "Morton Pseudoneurom" genannt. Eigentlich ist die Benennung nach T.G. Morton falsch, da die erste Beschreibung eines Neuroms im Intermetatarsalraum schon 1835 durch den Italiener Filippo Civinini erfolgte, während die erste Beschreibung der Symptomatik auf Durlacher 1845 zurückgeht. Der Namensgeber Morton beschrieb jedoch erst 1876 diese Metatarsalgie.

Es handelt sich hier um ein Nervenkompressionssyndrom der peripheren Hautnerven, bei dem diese, an den Verzweigungen zwischen den Grundgelenken und den Mittelfussknochen anschwellen und mit einer knotenartigen Verdickung die stetige Druckschädigung noch verstärken. Auch hier ist die Ursache in der Schwächung des Vorfusses zu suchen, infolge dessen die Nervenbahnen, welche die Zehen versorgen, irritiert und chronisch gereizt werden.

Davon betroffen sind meistens Frauen und deren Interdigitalnerven zwischen zweiter, dritter und vierter Zehe. Mit der Zeit bildet sich eine Nervenverdickung, welche den Zustand des Engpasses zunehmend verschärft. Häufig ist ebenfalls der dort liegende Schleimbeutel (Bursa) von der Veränderung (Vergrösserung) betroffen und trägt somit zur Kompression des Nervenastes bei.

Betroffene Patienten klagen über unvermittelt auftretende, intensive Schmerzen, die in die Zehen ausstrahlen. Diese Empfindungen treten gehäuft nach einer gewissen Tragedauer bei Wanderschuhen, Skischuhen oder Fahrradschuhen auf. Nach einer, immer kürzer werdenden Zeitdauer, kommt es zu einer Schwellung in diesem Bereich. Da solche Schuhe in der Weite kaum nachgeben, entsteht ein Schraubstockeffekt, der unangenehme Gefühlseindrücke wie Kribbeln, Taubheit, Einschlafen, Stechen, Elektrisieren, Krampf in den Zehen und Warm-Kaltstörungen auslöst.

Das sofortige Entledigen der Schuhe mit anschliessendem leichten Massieren der Füsse bringt meist eine rasche Besserung, deren Erfolg nach dem Anziehen der Schuhe jedoch in kurzer Zeit wieder hinfällig wird. Eine Wanderung unter diesen Voraussetzungen, kann sowohl für die Betroffenen wie auch für die Begleiter zur Belastungsprobe werden. Dazu kommt, dass durch besagte Reizung des Nervs das komplette Nervensystem angegriffen wird und die, am Morton Neurom Erkrankten, dadurch zusätzlich angeschlagen sind. Ein Morton Neurom kann wortwörtlich "auf die Nerven gehen".

In fortgeschrittenen Stadien tritt oft ein konstanter Schmerz auf, der auch noch ohne Schuhe spürbar ist. Von einem "Schnappen" im Bereich der Mittelfussköpfchen wird teilweise ebenfalls berichtet.

Wird bei der Untersuchung der Vorfuss mit einem Zangengriff zwischen Daumen und Mittelfinger komprimiert, kann der Schmerz ausgelöst und lokalisiert werden.

Bei der Behandlung steht das Entlasten der Nervenbahnen mittels einer angepassten orthopädischen Einlage im Vordergrund. Zusätzlich müssen im Vorfuss die Scherkräfte nach aussen minimiert werden, die bei einem Morton Neurom häufig vorkommen. Leider erlebe ich immer wieder, dass diese Nervenkrankheit von Fachleuten als gewöhnliche Metatarsalgie verkannt wird. Eine fatale Unaufmerksamkeit, die den Leidensweg der Betroffenen bedauerlicherweise unnötig verlängert.

 

Dabei ist es kaum zu verstehen, gibt es doch selten eine Erkrankung, die solch spezifische Symptome verursacht und zudem relativ häufig vorkommt.

Oftmals besteht bei einem Morton Neurom gleichzeitig eine gewisse Vorfuss-Supination, bei welcher der Vorfuss im Verhältnis zum Rückfuss, im Sinne einer Torsion, nach aussen verdreht wird. Dadurch entstehen Kräfte, welche die Mittelfussknochen seitwärts nach aussen drücken und die Nervenbahnen zusätzlich komprimieren.

Eine sogenannte Pronation im Vorfuss, mit der die Einlage eine Detorsion ausübt und die betroffene Stelle entlastet, ist eine entscheidende Einlagenkomponente. Dabei wird der fünfte Mittelfussknochen gegenüber dem Ersten ein paar Millimeter angehoben und so ein nach aussen scheren vermindert.

Dieser Wirkmechanismus darf bei einer, gegen das Morton Neurom wirksamen Einlage, auf keinen Fall fehlen, da sonst der Erfolg gewaltig eingeschränkt wird. Bedauerlicherweise kommt es immer wieder vor, dass diesem Umstand nicht Rechnung getragen wird.

Dank solchen, genau angemessenen Einlagen, kann jenes nervige Auslösen der Schmerzen im Vorfuss nahezu völlig verhindert oder zumindest dessen Erscheinen während der Belastungsphase massiv hinausgezögert werden. Voraussetzung einer erfolgreichen Einlagenbehandlung ist das Erkennen dieser Neuralgie, welche der Orthopädie-Techniker mithilfe einer ausführlichen Anamnese erfragt und durch seitliches Zusammendrücken des Vorfusses notfalls provozieren kann.

Wie erwähnt ist nicht selten das gesamte Nervenkleid des Betroffenen mitgenommen. Für die Heilung benötigt der Körper vorwiegend Vitamine der B-Gruppe. Ein Supplementieren mit Vitamin-B-Präparaten wie zum Beispiel B-Komplex kann deshalb die Heilbehandlung unterstützen. Lassen Sie sich von einem Apotheker oder Drogisten beraten. Vermeiden Sie mit einer Morton Neuralgie auch unbedingt zu enge Schuhe.

Eine Behandlung ausschliesslich auf Basis einer lokalen Infiltration eines Kortison-Präparates ist nicht empfehlenswert, da damit nicht nur das Gewebe zusätzlich geschwächt wird, sondern auch die Ursache nicht angegangen wird.

Bei der Operation, welche die Entfernung des betroffenen Nervs (partielle Resektion) zum Ziel hat, wird häufig auch das Band, welches den Vorfuss zusammenhält (Ligamentum transversum), durchtrennt. Dies führt anschliessend meist zu einer erhöhten Mobilität im Vorfuss, in deren Folge es zu einer schmerzhaften Metatarsalgie kommt oder weitere Interdigitalnerven beeinträchtigt werden, was letztendlich eine Einlagenversorgung nötig macht. Nach der Operation bleibt allerdings auch ein Taubheitsgefühl zwischen den Zehen zurück. Die Zehen selbst können jedoch weiter aktiv bewegt werden, da es sich nur um einen Hautnerv handelt, der keine motorischen Fasern führt.