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Wie entsteht der Hallux

02/11/20 10:55:AM

Wer umgangssprachlich von einem Hallux (lat. Grosszehe) spricht, meint damit meist den Hallux valgus, die Abwinklung der ersten Zehe nach aussen. Eine Deformität des Grundgelenkes, des Endgelenkes oder beider zusammen, die hauptsächlich optisch auffällt und längst nicht in allen Fällen Schmerzen verursacht. Als Valgus oder Valgisierung bezeichnet man in der Medizin die Schiefstellung eines Gelenkes über die Mittellinie hinaus nach innen. Das heisst, das Gelenk wandert gegen innen zur Körpermitte und die Zehe zeigt nach aussen, vom Körper weg, zu den kleinen Zehen hin (Bild S.40). Der Hallux valgus wird mitunter auch Schiefzehe genannt. Das erste Anzeichen dieser Deformation ist ein Kippen, beziehungsweise Drehen der Grosszehen in der Längsachse, zur Körpermitte hin, sodass die Zehennägel allmählich immer mehr zueinander gekehrt werden. Dies geschieht, bevor sich die Zehe zum Hallux valgus hin abwinkelt und deutet auf eine beginnende Deformation hin. Schauen Sie doch einmal bei sich, ob die Grosszehennägel noch völlig waagrecht liegen oder schon nach innen kippen.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Ursachen für einen Hallux valgus in einem Zuviel an Mobilität, im Gelenk zwischen erstem Mittelfussknochen und Fusswurzel, kombiniert mit einer zunehmenden Versteifung im Grosszehengrundgelenk sowie einer geschwächten Fussmuskulatur zu suchen sind. Bei Halluxbeschwerden rate ich Ihnen, die Füsse durch einen erfahrenen Orthopädietechniker genau untersuchen zu lassen. Er wird Ihnen eine geeignete Empfehlung geben können, und sofern nötig, mit individuell gefertigten Schuheinlagen gezielt und entlastend auf Ihre Problematik einwirken. Es wird oft behauptet, dass mit Masseinlagen bei Hallluxbeschwerden nicht geholfen werden kann. Diese Einschätzung erstaunt mich jedes Mal, wenn ich sie höre, da meine Erfahrungen diesbezüglich völlig anders sind. Die Wirksamkeit ist zweifellos von der Ausführung abhängig, denn Einlage ist nicht gleich Einlage. Eine frühzeitige Intervention mit mobilisierenden und stärkenden Bewegungsübungen sowie wirkungsvollen Masseinlagen sind das A und O, um einer späteren Lebensqualitätseinschränkung und einer möglichen Operation aus dem Weg zu gehen. Die Indikationen für ein operatives Vorgehen können wie folgt definiert werden: Versagen der konservativen Behandlungen mit bleibendem Leidensdruck, welcher die möglichen Folgen einer Operation überwiegen Dauerhafte Schmerzsituation mit Luxation der Sesambeine Passiv nicht reponierbarer Hallux valgus Es sind ausgesprochen viele verschiedene Operationsverfahren möglich. Ziel all dieser Korrekturen, wo Knochen verschoben und verkürzt oder Gelenke versteift werden, ist es die ursprüngliche Fussform mit den physiologischen Auflageorten und der Kraftverteilung wieder herzustellen. Die aktuell meistgenutzte Korrekturoperation mit günstigen Perspektiven ist die Methode nach SCARF, welche vom französischen Orthopäden Dr. Samuel Barouk entwickelt wurde. Sie beinhaltet eine seitliche, Z-förmige Durchtrennung des ersten Mittelfussknochens mit Parallel- verschiebung des vorderen Gelenksfragments zur zweiten Zehe hin. Zusätzliche Schritte, wie zum Beispiel eine Abtragung des osteophytären, knöchernen Randwulstes um das Gelenk (Cheilektomie) oder Hammerzehenkorrekturen, kommen häufig gleichzeitig zur Anwendung. Die Korrekturstellung wird anschliessend mit Spezialschrauben fixiert, und zur Entlastung des operierten Vorfusses, muss während sechs Wochen ein Spezialschuh getragen werden oder es kommt eine Hallux valgus Schiene zur Anwendung. In Fällen, in denen eine intensive Hypermobilität im ersten Tarsometatarsalgelenken, zwischen erstem Mittelfussknochen und der Fusswurzel festgestellt werden kann, ist die Versteifung dieses Gelenkes eine weitere praktikable Operationsmethode zur Korrektur des Hallux valgus. Quelle: Buch "Fersenschmerzen" ISBN 978-3738625646