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Kleiner Schmerz mit schwerwiegenden Folgen

02/11/20 01:59:PM

TIBIALIS POSTERIOR-SYNDROM

Der Ausfall eines unscheinbaren Beinmuskels und seiner Sehne kann mit der Zeit zu gravierenden Fuss-Problemen führen. Die chronische Überbelastung des musculus tibialis posterior, dem hinteren Schienbeinmuskel und insbesondere seiner Sehne wird als Tibialis posterior-Syndrom bezeichnet. Klicken Sie auf den Titel um mehr zu erfahren.

Der hintere Schienbeinmuskel befindet sich, wie es der Name sagt direkt hinter dem Schienbein und dessen Sehne verläuft hinter dem inneren Fussknöchel entlang zur Innenseite des Fusses. Die beiden leisten einen wesentlichen Beitrag zur aktiven Stabilisation der medialen Fusslängswölbung und des gesamten Rückfusses. Bei Verlust dieser bedeutenden Funktion hat das weitreichende Auswirkungen auf die Stellung des Fusses und die Gesundheit der einzelnen Gelenke im Fuss.

DAS PROBLEM WIRD IMMER HÄUFIGER 

In den letzten Jahren konnte eine signifikante Zunahme dieser Erkrankung beobachtet werden. Obwohl es typischerweise vermehrt bei über vierzigjährigen weiblichen Patienten vorkommt, kann das Tibialis posterior-Syndrom nicht selten auch bei Freizeitsportlern und bei Athleten festgestellt werden. Dabei scheinen wiederholt auftretende Mikroverletzungen und chronische Überbeanspruchung der Sehne als Ursa- che im Vordergrund zu stehen. Die medizinische Forschung ist sich über die weiteren Hintergründe für die Entstehung des Tibialis posterior-Syndroms und dessen Häufung noch nicht einig. Angeborene Knick-Senkfüsse, Bluthochdruck sowie Übergewicht wurden bereits als Risikofaktoren für die Entstehung identifiziert. Diese Erkrankung gilt als häufigste Ursache für den erworbenen Plattfuss beim Erwachsenen. 

WIE ES ZUM SCHMERZ KOMMT 

Der Muskel reagiert auf die Überlastung zunächst mit Schmerz und Verhärtung, was der Patient entlang des Schienbeins unangenehm wahrnimmt, dann kommt es zur Sehnenscheidenentzündung mit massiver Schwellung direkt hinter und unter dem Fussinnenknöchel. Der Verlauf der Sehne wir unter der Haut deutlich sichtbar und gerötet. Mit der Zeit entstehen bei normaler Belastung Mikrotraumata, feine Längs- risse in der Sehne. Diese fortschreitende Schädigung führt im Endstadium zu einem Reissen der Sehne, darauf löst sie sich regelrecht auf. Das Längsgewölbe des Fusses wird nicht mehr gehalten und kollabiert vollständig, innerhalb weniger Monate führt dies zum erworbenen Plattfuss und damit zu gravierenden schmerz- haften Funktionsstörungen des Fusses. 

Ein bedeutender Punkt des Tibialis posterior-Syndroms ist die Progredienz. Man weiss heute, dass unbehandelt ein Fortschreiten der Dysfunktion und der Sehnenläsionen zu einem progressiven Zerfall der Fussgeometrie mit Schmerzen, Sportreduktion bis hin zur starken Gehbeeinträchtigung führt. Eine Spontanheilung ist so gut wie ausgeschlossen. 

JE FRÜHER DESTO BESSER 

Die rechtzeitige Therapie mit optimal wirkenden Schuheinlagen nach Mass ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Behandlung wird jedoch in den fortgeschrittenen Phasen, in denen der Fuss zunehmend unbeweglich wird, immer schwieriger.

Folgende Wirkung konnten in ausgedehnten Tests erreicht werden: 

  1. Signifikante Schmerzlinderung. Sowohl an der Sehne in den ersten Phasen wie auch in den Fusswurzelgelenken in den fortgeschrittenen Phasen durch Verringerung der Hypermobilität und damit Verbesserung der Funktion des Fusses. 
  2. Erholung der Tibialis posterior-Sehne durch Rückgang von Mikrotraumata und Entzündungszeichen. 
  3. Deutliche Verlangsamung der Progredienz. 
  4. Erhaltung der Fussfunktion und dadurch Weiterführung von Beruf und Sport. 
  5. Abwenden einer Operation. 

Setzt die Behandlung mit Einlagen in einer akuten Phase ein und es muss mit dem unmittelbaren Reissen der entzündeten Sehne gerechnet werden, ist eine vorgängige komplette Ruhigstellung des Fusses mit Hilfe einer Unterschenkelorthese (z.B. VACOped) über zwei Wochen ratsam. 

Erzielt die angefertigte Einlage nicht eine deutliche Schmerzreduktion, muss sie zwingend nachgearbeitet werden! 

EINLAGE IST NICHT GLEICH EINLAGE 

Obwohl optimale Einlagen nach Mass erstaunliche Wirkung zeigen können sind die Erwartungen leider nicht sehr hoch. Dies liegt bedauerlicherweise daran, dass viele Einlagen nicht optimal auf das Tibialis posterior-Syndrom ausgerichtet werden und damit dem Patienten nicht den erwarteten Nutzen bieten können. Viele Einlagen stützen viel zu wenig oder bestehen nur aus Rand, der neben dem Fuss nicht viel zu bewirken mag. Die Unterstützung muss, wie es der Name sagt, von unten auf den Fuss einwirken. 

Optimale Einlagen beschränken im Wesentlichen das Einsinken des Längsgewölbes und das Einknicken der Ferse auf ein Minimum und entlasten somit die angeschlagene Tibialis posterior-Sehne optimal. Eine hohe Abstützung im hinteren, inneren Bereich des Fusses stützt kräftig, aber elastisch den Fuss von unten. Zusätzlich muss der vordere Teil des Fusses auf der Aussenseite gestützt werden, um die kompensatorische Spiralbewegung aufzufangen. Aber Vorsicht: Der Fuss muss sich bewegen können und somit sind steife Materialien nicht geeignet!

DIE SCHUHE SPIELEN EINE ENTSCHEIDENDE ROLLE 

Flexible, zu weiche Schuhe vermögen den instabilen Fuss nicht ausreichend zu stützen und zu führen, darüber hinaus geben sie innert wenigen Wochen immer mehr nach. Damit wird das Problem noch grösser.
Schuhe mit stabilem Schaft und fester Sohle sind viel angemessener und unterstützen auch die Wirkung der Einlagen perfekt, so dass Schuh, Einlage und Fuss eine optimale Einheit bilden können. Hierdurch kann eine unmittelbare massive Schmerzverringerung erzielt werden. 

FUSSGYMNASTIK UND BANDAGE 

Eine vorsichtige Kräftigung der betroffenen Sehne durch Spiraldynamik hat sich bewährt. Durch kontrollierte Belastung werden Muskel und Sehne gestärkt. 

Die Spiraldynamik ist eine Trainingslehre, die besonders auf die spiralförmigen Drehungen achtet, welche mit jeder Bewegung des Körpers verbunden sind. Beim Gehen und Laufen wird der gesamte Körper von einer helixförmigen Bewegung erfasst. So ergibt sich eine Dynamik, die zugleich für Stabilität und Flexibilität des Körpers sorgt. Der Bewegungsablauf beginnt in der Fusswurzel, im unteren Sprunggelenk. 

Die neuartige BORT Helix S Spiraldynamik® Bandage setzt genau da an und fördert so ein natürliches, physiologisches Gangmuster – dort, wo es seinen Anfang nimmt. 

Die Bandage ist eine ideale Ergänzung zu orthopädischen Einlagen und Physiotherapie:

  • Dynamische Aufrichtung des Fussgewölbes mittels der Bandagenzügelung. 
  • Kann in Kombination mit Einlagen im Schuh getragen werden. 
  • Unterstützung, wenn keine Schuhe getragen werden können, z.B. im häuslichen Umfeld beim Tragen von Strümpfen oder barfuss. Operationen können mit effizienter konservativer Behandlungen vermieden werden Eine Operation kann die oben erwähnten konservativen Verfahren nicht ersetzen, sondern nur als Ergänzung dienen. Deshalb wird vor einer Operation versucht, die Situation mit Einlagen und Therapien zu stabilisieren. Bleibt der Erfolg dennoch aus, muss in einem möglichst frühen Stadium operiert werden, um die Funktion nach Möglichkeit erhalten zu können. Die operativen Verfahren richten sich vor allem nach dem Stadium der Erkrankung. Mittels MRT wird der Zustand der Sehne bestimmt.
    Im ersten Stadium kommt in der Regel nur ein Hautschnitt zur Anwendung, wobei entzündete Gewebestellen entnommen werden. Auch abgestorbenes Gewebe an der Sehne wird operativ entfernt. Im zweiten Stadium wird die Sehne nach Möglichkeit transferiert. Dabei wird die beschädigte Sehnen mit gesundem, körpereigenen Material rekonstruiert. Beim dritten Stadium kommen unter Umständen sogenannte Osteotomien bis hin zur Versteifung zum Einsatz.